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Wer war Max Liebster?

Foto von Max Liebster
Foto von Max Liebster

Im Jahr 1933, als Hitler an die Macht kam, war ich ein 18 Jahre alter jüdischer Junge, der in Deutschland lebte. Ich erlebte den schrecklichen Aufstieg der Nationalsozialisten und den wachsenden Antisemitismus. Die Verhaftung von Gegnern und das Einrichten von Konzentrationslagern für regimekritische Deutsche, hierzu gehörten auch Jehovas Zeugen (auch Bibelforscher genannt), stürzte die Deutschen in eine feige Furcht. Nach dem Brand der Synagogen (Reichskristallnacht genannt) wurden viele jüdische Männer, die meisten für einige Wochen, in Konzentrationslager gebracht. Ich erinnere mich noch an die erschreckenden Dinge, die sie nach ihrer Rückkehr nach Hause erzählten.

Nach der Reichskristallnacht wurden mehr und mehr Juden verhaftet. Im Herbst 1939 kam ich an die Reihe. Ohne irgendein Gerichtsverfahren verbrachte ich fast vier Monate in Einzelhaft. Dann wurde ich einen Häftlingszug gebracht, dessen Ziel ein Konzentrationslager war. Ich wurde mit einem anderen Häftling zusammengekettet, der mir erklärte, er sei ein Zeuge Jehovas. Ich erfuhr, dass er wegen seiner Weigerung, die Kriegsbestrebungen der Nazis zu unterstützen, verhaftet worden war. Als wir in Sachsenhausen ankamen, wurden wir alle zur Begrüßung von der SS mit ekelerregenden Beleidigungen überschüttet. Aber nur mein Reisegefährte, der sich als Bibelforscher zu erkennen gegeben hatte, wurde besonders grausam behandelt. Wiederholt warnte eine Stimme über den Lautsprecher die Gefangenen davor, die weiße Linie, die die Isolationsbaracken umgab, zu übertreten, die Strafe hierfür waren 25 Schläge. In den Isolationsbaracken waren gefährliche Gefangene, zu denen auch Jehovas Zeugen gezählt wurden, untergebracht. Die gleiche Strafe wurde über Lautsprecher den Gefangenen angedroht, die dabei erwischt wurden, mit einem Zeugen Jehovas zu sprechen. Die Nazis rechtfertigten die Verfolgung der Zeugen Jehovas oft damit, dass deren Glaubenslehren eine Gefahr für die Nazi Ideologie darstellten.

Nach neun Monaten in Sachsenhausen wurde ich nach Neuengamme gebracht. Dort  mussten wir Gefangene mit Schaufeln und Schubkarren an der Erweiterung des Hafens arbeiten. Unter den Gefangenen fand ich einige Zeugen Jehovas. Am 23. Oktober kam ich auf einen Vernichtungstransport nach Auschwitz. Dort wurde mir die Nummer 69733 eintätowiert. Bevor die Nazis mich töten würden, wollten sie erst noch das letzte bisschen Kraft aus mir herauspressen. Daher schickten sie mich in eine Baugruppe in das Lager Buna. Als die Russische Armee im Januar 1945 näher kam, zogen die Nazis aus Buna ab, wobei sie uns zwangen, durch einen schrecklichen Schneesturm zu laufen. Wir wurden auf einen Zug, der Kohlen transportierte gebracht. Nur wenige waren noch am Leben, als wir im Lager in Buchenwald ankamen, wo wir dann von den Amerikanern befreit wurden.

Sie haben jeweils eine lange Zeit in verschiedenen Lagern verbracht. Gab es Unterschiede zwischen den Lagern ?

Wurden die verschiedenen Gefangenengruppen unterschiedlich behandelt ?

Veränderten sich die Bedingungen in den Lagern mit der Zeit ?

Foto des jungen Max Liebster
Foto des jungen Max Liebster