Grußwort Neugestaltung Max-Liebster-Denkmal

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Namen der Arnold-Liebster Stiftung und von Simone Arnold-Liebster darf ich Ihnen meinen Dank aussprechen für die großartige Unterstützung, die mit diesem besonderen Ereignis sichtbar wird. Die bisher auf dem Max-Liebster-Denkmal an der Knodener Straße in Reichenbach montierten Bronzefiguren finden nun im Rathaus der Gemeinde einen neuen Platz.

Das ist wie eine weitere Heimkehr, nach der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Lautertal im Jahr 2004 und der Errichtung des Denkmals 2013. Der Auslöschung der gemeinsamen Geschichte, die vom nationalsozialistischen Deutschland versucht wurde, setzen wir die Rettung, Bewahrung und Förderung dieser gemeinsamen Geschichte entgegen. Dieser Ort war die Heimat von Max Liebster. Die Gemeinde, aus der er einst vertrieben wurde und in der sein Weg nach Auschwitz begann, gibt ihm heute einen Ehrenplatz in ihrem Rathaus. Auch das ist ein später und großer Sieg über die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten.

Es stimmt und es ist der Anlass für diese Neugestaltung: Das Max-Liebster-Denkmal wurde leider immer wieder beschädigt. Aber die Reaktionen, die wir aus der Bevölkerung und von so vielen engagierten Bürgerinnen und Bürgern erfahren haben, stellen diese Beschädigungen in den Schatten. Ganz besonders sind hier Frank Maus und das Studienseminar Heppenheim zu nennen. Dieser mitmenschliche Einsatz macht Hoffnung. Und er ist im Einklang mit den Werten, die Max Liebster vertrat und für die Simone Arnold-Liebster und ihre Stiftung auch heute stehen – Werte, die auch auf den Begriffsbändern zu lesen sind, die die Bronzefiguren im Rathaus umgeben: Toleranz, Versöhnung, Liebe, Hoffnung, Zusammenhalt, Glaube, Mitgefühl.

Alle, die sich dafür einsetzen, arbeiten im Geiste Max Liebsters und mit seiner Stiftung zusammen, um junge Menschen und künftige Generationen zu motivieren, Unmenschlichkeit entgegenzuwirken, die Würde des Menschen zu achten, Hass und Rassismus zu überwinden und den Frieden zu fördern. In diesen Zeiten, in denen Hass und Vorurteile immer offener geäußert werden und Gewalt gegen Minderheiten zunimmt, kann dies nicht deutlich genug betont werden. Die Nazis gaben den Befehl aus: Du sollst töten; du sollst die Individualität des Menschenlebens vernichten. Für Max galt das Gebot: Du sollst nicht töten, du sollt das Leben und die Würde des Menschen achten und verteidigen.

Simone Arnold-Liebster weist immer wieder darauf hin, wie das gelingen kann, und sie hat mir die folgenden Worte an die Bürgerinnen und Bürger von Reichenbach mitgegeben: „Wenn die Liebe zu Gott und die Liebe zum Mitmenschen als Kind Gottes zusammenkommen, wenn es Liebe und Glaube gibt, dann gibt es auch die Kraft zum Widerstehen gegen die Unmenschlichkeit. Diese Kraft kommt aus dem eigenen Gewissen. Das ist immer wieder die Frage: Folgen wir der Masse zur Unmenschlichkeit – oder unserem Gewissen zur Mitmenschlichkeit. Ich freue mich, dass die Arbeit, die für das Denkmal von Max geleistet wird, dazu beiträgt, dass die Liebe und die Mitmenschlichkeit siegen wird.“

Noch heute erinnern wir uns gern an das Einweihungsfest für das Max-Liebster-Denkmal im Jahre 2013 mit der Gemeinde, dem Bauhof, Vertretern der Felsenmeerschule, des Verschönerungsvereins und dem Ortsbeirat um Ortsvorsteher Eichhorn. Und ich bin mir sicher, dass wir uns auch immer gern daran erinnern werden, wenn wir einmal gemeinsam das „neue“ Denkmal im Rathaus einweihen können, sobald die noch nie dagewesene Pandemie es zulässt.

Wir danken Bürgermeister Andreas Heun, der mit seiner Entscheidung ein Zeichen gegen die Zerstörung setzt und sich zur gemeinsamen Vergangenheit von jüdischen und nicht-jüdischen Reichenbachern bekennt. Das Rathaus wird damit nicht nur zur Zuflucht und Heimat, sondern auch zum Ort der Erinnerung, des Nachdenkens, ein Denk-Mal, das zur Prüfung und Schärfung des Gewissens anhält.
Und ein besonderer Dank gilt den jungen Lehrkräften des Studienseminars Heppenheim, die sich voller Empathie mit den Werten und Überzeugungen von Max auseinandergesetzt haben und so dazu beitragen, dass seine Botschaft auch die junge Generation erreicht.

Die Arnold-Liebster-Stiftung und Simone Arnold-Liebster wünschen sich sehr, dass alle Bürgerinnen und Bürger und alle Besucherinnen und Besucher Lautertals zu dem neuen Denkmal kommen, dass sie sich darauf einlassen und seine Botschaft wahrnehmen, dass sie sich dadurch anregen lassen zu Toleranz, Versöhnung, Liebe, Hoffnung, Zusammenhalt, Glaube, Mitgefühl.

Max hat an den schlimmsten Orten dieser Erde Liebe entdeckt, und er hat den Rest seines Lebens dafür eingesetzt, diese Liebe anderen weiterzugeben. Etwas davon zu spüren wünschen wir allen, die diesen besonderen Ort aufsuchen.

Uwe F. H. Klages, Vorstandsvorsitzender der Arnold-Liebster-Stiftung