Gedenken: Gemeinde zieht Konsequenzen aus der fortgesetzten Beschädigung der Erinnerungsstätte in Reichenbach
Reichenbach. Die bisher auf dem Max-Liebster-Denkmal an der Knodener Straße in Reichenbach montierten Bronzefiguren sollen im Rathaus der Gemeinde einen neuen Platz finden. Damit sollen weitere Beschädigungen vermieden werden. Seitdem 2013 das Denkmal als Erinnerung an den Lautertaler Ehrenbürger Max Liebster aufgestellt wurde, wurden die Figuren mehrfach
von ihrem Sockel gerissen.
„Als ich meinen Dienst als Bürgermeister der Gemeinde Lautertal begann, fand ich eine Bronzefigur mit abgebrochenen Füßen auf dem Sideboard meines Amtszimmers. Auf Nachfrage im Hauptamt erfuhr ich, dass es sich um eine beschädigte Figur des Denkmals für Lautertals Ehrenbürger Max Liebster handelte“,
berichtete Bürgermeister Andreas Heun beim Besuch einer Seminargruppe des Studienseminar Heppenheim unter der Leitung von Frank Maus. Daraufhin habe er begonnen, sich mit Max Liebster, seiner Lebensgeschichte, seiner Friedensbotschaft und dem für ihn 2013 eröffneten Denkmals zu beschäftigen.
Gegen Gewalt wehren
Heun hatte die jungen Geschichtslehrer eingeladen, um mit ihnen zu überlegen, wie mit dem mehrfach
geschändeten Denkmal umzugehen ist. Fatemeh Tabatabei und Mert Sahin, die sich privat intensiv mit politischen Verfolgungen im Nahen Osten auseinandergesetzt haben, formulierten
die These: „Kann es sich eine aktive Demokratie wie die Bundesrepublik
Deutschland leisten, dass man Strömungen, die die NSDiktatur verharmlosen oder die kritische
Auseinandersetzung damit stören wollen, das Feld überlässt?
Eine Demokratie muss sich gegen Gewalt in jedweder Form und jedweder Verkleidung zur Wehr setzen
– friedlich natürlich.“ Mit Bürgermeister Heun war die Lehrergruppe sich nach einer Erkundung am Denkmal in der Knodener Straße einig, dass eine erneute Reparatur neuen Vandalismus hervorrufen
würde. Aus diesem Grund wurde entschieden, im Rathaus einen würdigen Platz für die Figuren
zu finden und das Denkmal an der Felsenmeerschule quasi um einen zweiten Standort zu ergänzen.
Figuren bleiben zugänglich
Die Junglehrer Connor Hegemann und Nida Ranjah gehen davon aus,
„dass eine neue Standortwahl der Figuren im Rathaus das Beste ist. Damit kann der friedvollen Botschaft
Max Liebsters die Sicherheit gegeben werden, die angebracht erscheint.
Gleichzeitig ist das Rathaus ein öffentlicher Ort – eben ein Haus der Bürger. Somit kann das kleine
Max-Liebster-Denkmal dort an normalen Werktagen aufgesucht werden.“
Levinia Jones und Anabel Schied präsentierten zum Abschluss des Seminars zusammen mit Nikola Kratzmann ihre Vorschläge für Standort, inhaltliche Gestaltung und Design
des neuen Klein-Denkmals. Mit dabei waren die ursprünglich an dem
Denkmalprojekt Beteiligten Wera und Uwe Klages von der Arnold-
Liebster-Stiftung, der Künstler Klaus Weber, Bürgermeister Andreas Heun sowie Seminarleiter Frank
Maus.
Wera und Uwe Klages zeigten sich sichtlich beeindruckt von den Erkenntnissen, die die jungen Lehrkräfte aus der historischen Recherche zogen. Sie hätten es verstanden,
das Gedenken an Max Liebster in all der gefühlvollen Absicht wiederzugeben:
„Es ist sehr beruhigend, wie sie als junge Menschen die Absichten des betagten Max Liebster verstanden haben und zur Gestaltung des neuen Denkmals nutzen. Sie
wollen helfen, Brücken zu bauen zwischen Menschen – egal welcher Hautfarbe, Kultur oder Religion. Daher freuen wir uns schon auf die Umsetzung ihrer Konzeption.“ red