Gedenken zum 85. Jahrestag der Erschießung August Dickmanns

Foto des Gedenksteins für August Dickmann in der NS-Gedenkstätte Sachsenhausen
Der 1999 eingeweihte Gedenkstein für August Dickmann auf dem Gelände der Gedenkstätte Sachsenhausen (Foto: Falk Bersch).

Am 15. September 2024 erinnerte die Gedenkstätte Sachsenhausen und Jehovas Zeugen mit einer Gedenkveranstaltung an den 85. Jahrestag der Erschießung von August Dickmann im KZ Sachsenhausen.

Der Zeuge Jehovas August Dickmann, 1910 in Dinslaken geboren, wurde im Oktober 1936 von der Gestapo verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Nach Haftverbüßung kam er erneut in „Schutzhaft“ und im Oktober 1937 nach Sachsenhausen. Hier weigerte er sich unmittelbar nach Kriegsbeginn seinen Wehrpass zu unterschreiben und gab zu Protokoll, dass er niemals Soldat und im Krieg Menschen töten werde. Daraufhin wurde Dickmann nach einer Rücksprache mit Reichsführer SS Heinrich Himmler öffentlich – also im Beisein aller Lagerinsassen, darunter auch der etwa 380 Zeugen Jehovas – exekutiert. Seine Ermordung war die erste öffentliche Hinrichtung im KZ Sachsenhausen und Dickmann der erste hingerichtete Kriegsdienstverweigerer im Nationalsozialismus.

Während der Veranstaltung erinnerten der Sprecher von Jehovas Zeugen Carsten Loth und Dr. Enrico Heitzer als Vertreter der Gedenkstätte an die Geschichte von August Dickmann. Loth erklärte, dass das Festhalten der Zeugen Jehovas an Grundsätzen wie der Nächstenliebe ein gesellschaftliches Engagement sei, dass viel zu wenig gewürdigt werde.

Der Historiker Hans Hesse sprach über die besondere Rolle der Religionsgemeinschaft in der Geschichte der Kriegsdienstverweigerung und schlug einen Bogen zur Gegenwart. Sein Fazit war, dass die heutige Gesellschaft die Lektion aus dem Zweiten Weltkrieg noch nicht gelernt habe, was z.B. abgelehnte Asylanträge von Kriegsdienstverweigerern aus Russland zeigen.

Daneben kamen in einem kurzen Videofilm der ehemalige Sachsenhausen-Häftling Erich Frost und in einem Zeitzeugeninterview Hans-Joachim Rehwald, Sohn des Sachsenhausen-Überlebenden Josef Rehwald, zu Wort. Begleitet wurde die Veranstaltung durch eindrucksvolle musikalische Darbietungen. Die Veranstalter zählten 430 Anwesende, außerdem konnte man das Programm online mitverfolgen, es gab 1000 Zuschaltungen.

Am Ende der Veranstaltung wurde die Wanderausstellung „Standhaft trotz Verfolgung“ eröffnet. Sie wird bis Mitte Dezember 2024 in der ehemaligen Häftlingswäscherei der Gedenkstätte Sachsenhausen zu sehen sein. An den Wochenenden können Besuchern auch eine Führung durch die Ausstellung nutzen.

Foto von der Ausstellung „Standhaft trotz Verfolgung“ in der Gedenkstätte Sachsenhausen.
Die Ausstellung „Standhaft trotz Verfolgung“ wird bis Mitte Dezember 2024 in der Gedenkstätte Sachsenhausen zu sehen sein (Foto: Falk Bersch).
Foto des Eingangs zur Gedenkstätte Sachsenhausen.
Der Eingang zur Gedenkstätte Sachsenhausen (Foto: Falk Bersch).