Internationale Befreiungsfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Teilnehmer an der Gedenkfeier "Niemals wieder!" zum 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen vor einem Denkmal.
Teilnehmer an der Gedenkfeier „Niemals wieder!“ zum 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen. Foto: Verein Lila Winkel.

Am Sonntag, dem 11. Mai 2025, fand in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen die internationale Befreiungsfeier statt, die in diesem Jahr einen besonderen Stellenwert hatte: Sie erinnerte an den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner zahlreichen Außenlager. Die Veranstaltung stand unter dem bedeutungsvollen Motto „Gemeinsam für ein Niemals wieder! Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus. Für den Frieden.“

Unter den mehr als 20.000 Teilnehmern befanden sich auch über 200 Zeugen Jehovas, deren Teilnahme vom Verein Lila Winkel organisiert wurde. Dieser Verein zur Rehabilitierung und Unterstützung von Opfern der NS-Zeit beschäftigt sich seit 1998 mit der Dokumentation und Aufarbeitung des Schicksals unschuldiger Opfer.

Hochrangige Gäste und internationale Beteiligung

Unter den Gästen befanden sich KZ-Überlebende und Zeitzeugen, internationale und nationale Delegationen, zahlreiche Jugendliche aus Österreich und anderen Ländern sowie prominente Persönlichkeiten. Die gesamte österreichische Staatsspitze war vertreten, darunter Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Christian Stocker, Vizekanzler Andreas Babler und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger. Zu den internationalen Gästen zählte auch das spanische Königspaar, König Felipe VI. und Königin Letizia.

Mit über 20.000 Teilnehmern erreichte die Gedenkfeier in diesem besonderen Jahr eine deutlich höhere Besucherzahl als in den Vorjahren, in denen durchschnittlich etwa 10.000 Menschen teilnahmen. Die starke internationale Beteiligung und die hohe Teilnehmerzahl unterstrichen die Bedeutung der Feier als weltweit größte Gedenkveranstaltung dieser Art.

Ablauf und Programm

Die Feier begann traditionell mit einem Gedenkzug und einer Kranzniederlegung. Anschließend versammelten sich die Teilnehmer am ehemaligen Appellplatz zur zentralen Gedenkveranstaltung, die mehrsprachig von den Schauspielerinnen Mercedes Echerer und Konstanze Breitebner moderiert wurde. Die Veranstaltung wurde zudem international und mehrsprachig online übertragen, um eine möglichst breite Beteiligung zu ermöglichen.

Gedenken an die Zeugen Jehovas

Vor der allgemeinen Gedenkfeier fand um 10:30 Uhr eine spezielle Gedenkveranstaltung bei der Gedenktafel für Jehovas Zeugen statt.

Die Zeugen Jehovas waren in der Menge leicht zu erkennen, da sie lila Kleidungsstücke, Accessoires oder Anstecker trugen – in Anlehnung an den lila Winkel, mit dem die Nationalsozialisten die Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft in den Konzentrationslagern kennzeichneten.

Jugendliche trugen einen etwa fünf Meter langen Banner mit der Aufschrift: „Widerstand durch Glauben – Gedenken an die Opfer der ‚Bibelforscher‘ (Zeugen Jehovas).“ Darauf waren 84 Namen von Menschen gedruckt, die sich geweigert hatten, die Vernichtungsmaschinerie des NS-Regimes zu unterstützen. Andere Teilnehmer hielten lila Winkel mit den Namen einzelner Opfer in die Höhe.

Teilnehmer an der Gedenkfeier "Niemals wieder!" zum 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen gehen eine Treppe hoch.
Teilnehmer an der Gedenkfeier „Niemals wieder!“ zum 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Mauthausen. Foto: Verein Lila Winkel.

Die Verfolgung der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Die Zeugen Jehovas, damals noch „Bibelforscher“ genannt, gehörten zu den ersten Gruppen, die nach Hitlers Machtergreifung 1933 verfolgt wurden. Von den rund 800 Zeugen Jehovas, die 1938 in Österreich lebten, wurden 80 Prozent von den Nationalsozialisten verfolgt. 154 wurden getötet, weil sie sich weigerten, das biblische Gebot „Du sollst nicht töten“ zu brechen.

Zeugen Jehovas in Mauthausen

Von 1938 bis 1945 waren Zeugen Jehovas sowohl im Hauptlager als auch in fast allen Nebenlagern des Konzentrationslagers Mauthausen interniert, einem der brutalsten Lager der Kategorie III. Ein bedeutendes historisches Ereignis war der 29. September 1939, als es aufgrund der vorübergehenden Auflösung des KZ Dachau zum größten geschlossenen Transport nach Mauthausen kam: 144 Zeugen Jehovas wurden verlegt. Diese Häftlinge, die sich vor allem aus deutschen und österreichischen Zeugen Jehovas zusammensetzten, waren teilweise bereits seit 1935 in Dachau inhaftiert gewesen.

Gedenktafel für verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen.
Gedenktafel für verfolgte und ermordete Zeugen Jehovas in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen. Foto: Verein Lila Winkel.

Widerstand im Angesicht des Terrors

Bemerkenswert ist, dass die Zeugen Jehovas selbst unter den extremen Bedingungen der Konzentrationslager an ihren Glaubensgrundsätzen festhielten. Anders als anderen Gefangenen wurde ihnen die Freiheit versprochen, wenn sie eine Erklärung unterschrieben, in der sie sich von ihren religiösen Überzeugungen lossagten. Fast alle lehnten dies jedoch ab.

Sie verweigerten Forderungen der SS, wenn diese ihren religiösen Überzeugungen widersprachen, und versuchten sogar, im Lager neue Gläubige zu missionieren. Dieser stille Widerstand beweist, dass christliche Überzeugung und moralische Integrität auch an Orten der Grausamkeit Bestand haben können.

Bedeutung der Gedenkfeier heute

Die Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen erinnerte nicht nur an die Schrecken der Vergangenheit, sondern setzte auch ein starkes Zeichen für Frieden, Toleranz und gegen Faschismus in der Gegenwart. Die Erinnerung an die verschiedenen Opfergruppen, darunter die Zeugen Jehovas mit ihrer besonderen Geschichte des religiös motivierten Widerstands, trägt dazu bei, das historische Bewusstsein wachzuhalten und für gegenwärtige sowie zukünftige Generationen als Mahnung zu dienen.

Die hohe internationale Beteiligung und die Anwesenheit von Überlebenden und hochrangigen Gästen unterstreicht die fortdauernde Relevanz dieser Erinnerungsarbeit – ganz im Sinne des Mottos „Gemeinsam für ein Niemals wieder! Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus. Für den Frieden.“

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