SS Wachen befestigten an der Häftlingskleidung, die in den Konzentrationslagern getragen wurde, Kennzeichen, um die verschiedenen Häftlingsgruppen zu identifizieren. Zeugen Jehovas (Bibelforscher) wurden ab 1937 mit ihrem eigenen Symbol gekennzeichnet – einem lila Winkel. Die Häftlingskleidung wurde aus Baumwollstoff hergestellt und auch im Winter getragen, wobei der lila Winkel auf der Jacke immer gut erkennbar war.
Die waagerechten Spalten enthalten die Kennzeichen für folgende Gefangenengruppen: Politische Gefangene, Berufsverbrecher, Emigranten, Jehovas Zeugen, Homosexuelle, Arbeitsunwillige Deutsche, Arbeitsunwillige Ausländer. Die senkrechten Spalten beginnen jeweils mit den Grundfarben und zeigen dann die Farben für Wiederholungstäter, Gefangene in Strafkommandos, Juden, Juden, die Geschlechtsbeziehungen mit Ariern gehabt hatten und dadurch die Rassengesetze verletzt hatten, Arier, die Geschlechtsbeziehungen mit Juden gehabt hatten und dadurch die Rassengesetze verletzt hatten. Die übrigen Kennzeichen zeigen Beispiele für Kennzeichnungsschemata.
Datum: Circa 1938 – 1942
Locale: Dachau, [Bavaria] Germany
Credit: USHMM, courtesy of KZ Gedenkstaette Dachau
Copyright: Public Domain
Häftlingsgruppen in den Konzentrationslagern
Von Henry Friedlander
Professor für Geschichte in dem Fachbereich Jüdische Studien am Brooklyn College der City University of New York. Er wurde 1941 von Berlin in das Getto nach Lodz deportiert und kam 1944 nach Auschwitz-Birkenau, Neuengamme, das Männerlager in Ravensbrück. 1947 wanderte er in die Vereinigten Staaten aus.
“( . . . ) Die Zeugen Jehovas waren vereinzelt von Anfang an in den KZ zu finden, wurden aber meistens erst in den Jahren 1935 bis 1939 in die Konzentrationslager eingeliefert. In diesen Jahren stieg der Anteil an den KZ-Häftlingen auf mindestens 10% an; in verschiedenen Lagern erreichte er sogar einen viel höheren Prozentsatz. Sie zählten nicht zu den politischen Häftlingen und konnten natürlich auch nicht zu den Kriminellen gezählt werden. Sie waren eine eigene Gruppe und trugen den lila Winkel. Sie wurden wegen ihrer religiösen Überzeugung verfolgt, verhaftet und in die Konzentrationslager verschleppt. In dieser Hinsicht nahmen sie eine Ausnahmestellung in den KZ ein. Daß heißt, der lila Winkel umfaßte nicht alle Häftlinge der religiösen Opposition. Im Gegensatz zu katholischen Geistlichen, die in den KZ den roten Winkel der politischen Gefangenen trugen, wurden die Zeugen nicht als politische Feinde eingeordnet. ( . . . )”
Auszüge aus „Verfolgung und Widerstand der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus“ von Hans Hesse; Bremen: Edition Temmen 2001, p. 17, 18. (ISBN 3-86108-750-2)
United States Holocaust Memorial Museum