
Die meisten Kriegsdienstverweigerer, die in der NS-Zeit nach einem Urteil hingerichtet wurden, waren Zeugen Jehovas. Max Moserth war einer von ihnen. Am 12. April 2025 wird zur Erinnerung an ihn ein Stolperstein verlegt.
Max Moserth lebte in Burgstädt bei Chemnitz. Mit seiner Frau Elsa hatte er zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Anfang 1939 wurde der gelernte Schneider gemustert und am 1. September 1939 – an dem Tag, an dem mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg begann – im Alter von 32 Jahren zur Wehrmacht eingezogen.
Max Moserth verweigerte den „Hitlergruß“ und das Leisten des Fahneneids. Auch könne er von der Waffe keinen Gebrauch machen, „da die Heilige Schrift ihm verbiete, einen Menschen zu töten“. Auch in der Hauptverhandlung verweigerte er den „Hitlergruß“. Das Feldgericht verurteilte Max Moserth, der von seiner Familie als ruhig, liebenswert und gerechtigkeitsliebend charakterisiert wird, am 13. Oktober 1939 wegen „schweren Ungehorsams“ zu drei Jahren Gefängnis.
Nach zwei Jahren und drei Monaten im Wehrmachtsgefängnis Torgau-Brückenkopf, das für seine unmenschliche Haftbedingungen bekannt war, führte man Max Moserth zur Wehrmacht zurück, um einen erneuten Vereidigungsversuch zu unternehmen. Unter Berufung auf seinen christlichen Glauben als Zeuge Jehovas und auf sein Gewissen verweigerte Max Moserth erneut mutig den Kriegsdienst.
Das Reichskriegsgericht in Berlin verurteilte ihn am 10. Juni 1942 wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zum Tod. In seiner letzten Nacht schrieb Max Moserth seiner Frau Elsa mutmachend in einem Abschiedsbrief: „Behalte mich in gutem Andenken. Wirf deine Sorgen auf Gott. Er wird immer für uns sorgen. Verzage nicht. Glaube nur.“
Die letzten Worte richtete er an seine Kinder, damals zwölf und fünf Jahre alt. „Mein braver Rudi, vergiss deinen Vater nicht und folge deiner Mutter. Meine Renate, du hast mich lange nicht gesehen, weißt nichts von mir, (…) bleibe fröhlich, wie du bist.“ Am 27. Juni 1942 morgens um 5.25 Uhr wurde der Familienvater im Alter von 35 Jahren im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet.
Max Moserth hielt das urbiblische „Du sollt nicht töten!“ bis zur letzten Konsequenz durch. „Ich habe meinen Vater sehr vermisst, aber dennoch bewundere ich, dass er seinen Glauben unter diesen schwierigen Umständen bewahrt hat“, sagt seine Tochter 82 Jahre nach der Hinrichtung ihres Vater, zu dem sie trotz ihrer kurzen gemeinsamen Zeit eine enge Beziehung hatte. „Mein Vater liebte die Menschen – und hasste sie nicht.“
Später verankerten die Mütter und Väter des Grundgesetzes auch unter Verweis auf die Zeugen Jehovas das Recht auf Kriegsdienstverweigerung aus religiösen und Gewissensgründen im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Am 22. Juni 2023 votierte der Deutsche Bundestag einstimmig für die Errichtung eines zentralen Mahnmals für die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgten und ermordeten Zeugen Jehovas.
In dem dazu vorausgehenden Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP wurde auf Besonderheiten in der Verfolgungsgeschichte der Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus hingewiesen: „Hervorzuheben ist, dass – unter allen verfolgten Gruppen – die Zeugen Jehovas gezielt als Kriegsdienstverweigerer ermordet wurden: In etwa 80 Prozent der Hinrichtungen infolge eines Gerichtsurteils handelt es sich um Zeugen Jehovas, bei einem Anteil an der Gesamtbevölkerung des Deutschen Reiches von etwa 0,03 Prozent.“
Am 12. April 2025 um 11 Uhr wird in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Mittelsachsen zur Erinnerung an Max Moserth in der Dr.-Robert-Koch-Straße 24 in Burgstädt ein Stolperstein verlegt. An diesem Tag werden in Burgstädt an zwei weiteren Standorten zudem noch fünf weitere Erinnerungszeichen verlegt, für Kurt Herbert Dathe und für die Familie Königsberger. Weitere Informationen zur Stolpersteinverlegung finden Sie in einem externen Artikel der Freie Presse.
„Es ist sehr, sehr lobenswert und eine Ehre, dass man nach so vielen Jahren noch meines Vaters gedenkt. Ich bedanke mich ganz besonders dafür bei der Stadt Burgstädt und dem Landkreis Mittelsachsen“, freut sich die inzwischen 88 Jahre alte Tochter von Max Moserth über die Verlegung des Stolpersteins für ihren Vater. „Obwohl ich schon 70 Jahre nicht mehr in meiner Geburtsstadt Burgstädt wohne, hat sie noch immer einen ganz besonderen Stellenwert in meinem Herzen.“
Update 14.04.2025
Etwa 100 Personen waren am 12.04.2024 bei der Stolperstein-Verlegung zur Erinnerung an Max Moserth in Burgstädt anwesend. Bei der Verlegung waren auch einige Nachkommen von Max Moserth zu Gast – unter anderem alle drei Enkeltöchter mit ihren Familien.