Enthüllung eines Gedenksteins für die inhaftierten Zeugen Jehovas im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald

Der stellvertretende Direktor der Gedenkstätte, Rikola-Gunnar Lüttgenau und der ehemalige Häftling Max Liebster enthüllen den Gedenkstein für die Häftlingsgruppe der Zeugen Jehovas.

Gedenkstein zur Erinnerung an die Häftlingsgruppe der Zeugen Jehovas, die in den Jahren 1937 bis 1945 in Buchenwald inhaftiert waren.

Gedenkstein für die Häftlingsgruppe der Kriegsdienstverweigerer.

Ansicht der Gedenksteine auf dem Barackenfeld. (Anfang der 1950er Jahre wurden alle Lagerbaracken abgerissen). Im Hintergrund: Gebäude der Effekten-, Kleider- und Gerätekammer.

Gedenkstein für Zeugen Jehovas
in Buchenwald

WEIMAR/SELTERS – Am 9. Mai 2002 wird auf dem Barackenfeld des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald ein Gedenkstein übergeben, der an die Leiden der unter dem NS-Regime verfolgten Angehörigen der christlichen Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen erinnert. Die zwischen 1937 und 1945 in Buchenwald inhaftierten Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft, damals auch als „Ernste Bibelforscher“ bekannt, litten unter Sklavenarbeit, Unterernährung und Misshandlungen, viele fanden den Tod.

Bereits 1933 begann für diese kleine christliche Gruppe (ca. 25 000 Personen) eine Zeit rücksichtsloser Unterdrückung, da sie den Hitler-Gruß verweigerte und mit einem unnachahmlichen missionarischen Eifer Millionen von Zeitschriften und Traktaten verbreitete.

Als Folge des Widerstands bildete die Gestapo später Spezialkommandos, um die Untergrundtätigkeit der Zeugen Jehovas zu zerschlagen, allein in Buchenwald wurden fast 650 inhaftiert. Neu ankommende Zeugen Jehovas kamen sofort in die berüchtigte „Strafkompanie“, wo sie die schwersten und schmutzigsten Arbeiten verrichten mussten. Die SS hielt Jehovas Zeugen in speziellen Baracken innerhalb des Lagers hinter Stacheldraht „isoliert“ und erteilte ihnen Briefverbot. Später durften sie nur einmal im Monat 25 Worte an ihre Angehörigen schreiben.

Mit einer Unterschrift, was dem Abschwören ihres Glaubens gleichkam, hätten sie selbst ihre sofortige Befreiung bewirken können – nur wenige unterschrieben die „Verpflichtungserklärung“. Der Grund für ihre Standhaftigkeit ist dem Bibelwort zu entnehmen: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,29). Am 9. Mai wird dieser Standhaftigkeit der „Jehovas Zeugen, die aus religiösen Gründen verfolgt wurden und hier litten oder starben“ (Memorialtext) erinnert.

Um 13.00 Uhr wird außerdem eine Pressekonferenz stattfinden, auf der die Zeitzeugin Simone Arnold-Liebster (71) aus Frankreich zum Martyrium der Zeugen Jehovas im NS-Regime und ihrem neuen Buch „Allein vor dem Löwen“ Stellung nehmen wird. Sie wurde als „Bibelforscherkind“ den Eltern entrissen und in ein NS-Heim verbannt. Ihr Mann, Max Liebster (87), ein jüdischer Zeuge, wird ab 14 Uhr in einem Zeitzeugeninterview über seine eigenen Erfahrungen der „Hölle von Buchenwald“ berichten.