Im Stadtmuseum Halle/Saale ist bis zum 31. Oktober 2024 die Sonderausstellung „Das Reichskriegsgericht 1936 bis 1945. Nationalsozialistische Militärjustiz und die Bekämpfung des Widerstands in Europa“ zu sehen.
Die Ausstellung zeigt erstmals umfassend die Strukturen, Akteure und die Dimensionen der Tätigkeit des Reichskriegsgerichts. Das höchste deutsche Militärgericht war auch für die Verfolgung und Aburteilung von Kriegsdienstverweigerern zuständig. Von den insgesamt rund 3700 Angeklagten während des Krieges waren 390 Angehörige der Zeugen Jehovas, gegen die in Berlin und später in Torgau wegen Kriegsdienstverweigerung verhandelt wurde. Von den 278 gefällten Todesurteilen gegen Angehörige der Glaubensgemeinschaft wurden 228 vollstreckt.
Exemplarisch werden die Lebenswege der Familien Liebold und Bernecker in der Ausstellung nachgezeichnet. Gerhard Liebold, dessen Vater Kurt 1941 hingerichtet wurde, versteckte sich nach seiner Einberufung bei Glaubensgeschwistern in Berlin. 1943 wurde er vom Reichskriegsgericht in Berlin zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Heinz Bernecker, ein Familienvater aus Königsberg, verweigerte 1942 den Dienst in der Hitler-Wehrmacht. Schon zuvor hatten er und seine Frau Elisabeth die Repressalien des NS-Regimes zu spüren bekommen. Das Reichskriegsgericht verurteilte auch den 32-Jährigen zum Tode und ließ das Urteil durch Enthauptung vollstrecken. Seine Frau erhielt die Todesnachricht und den Abschiedsbrief im Konzentrationslager Ravensbrück.
In der Ausstellung kommen zahlreiche Angehörige der Verfolgten zu Wort. An Videostationen werden kurze Ausschnitte aus Interviews mit Nachkommen der Familien Liebold und Bernecker gezeigt.
Nach Halle wird die Wanderausstellung unter anderem in Berlin, Warschau und Paris zu sehen sein.
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