Zu Beginn des Ersten Weltkriegs geriet das Elsass abermals zwischen die deutsch-französischen Fronten. Das deutsche Militär veranlasste in dem von ihm besetzten Elsass die Einberufung aller jungen Männer. Später zogen die französischen Truppen durch das obere Thurtal und lasen alle übrigen Halbwüchsigen, die für den Kriegsdienst zu jung waren, auf und deportierten sie hinter die Frontlinie. Zu ihnen gehörte auch Adolphe.
Er wurde in ein entlegenes Feldlager im französischen Landesinneren deportiert und kam sich in dieser französischsprachigen Region völlig verloren vor. Man beäugte ihn misstrauisch, weil er nur Elsässisch oder Deutsch sprechen konnte. Selbst der Feldgeistliche verweigerte ihm die Kommunion, weil er ihn als Feind abstempelte. Letztendlich kamen die Deportierten bis an die Camargue an der Mittelmeerküste, wo sie dann freigelassen wurden.
Also fand sich Adolphe mehr als 600 km von zu Hause entfernt wieder. Seine Heimfahrt sollte sich als lang und kostspielig erweisen. Um zu überleben zog er von einem Restaurant zum nächsten und bot an, gegen eine warme Mahlzeit Wände zu bemalen. Auf diese Weise wurde ihm die ganze Härte des Künstlerdaseins bewusst. Als er in Vals-les-Bains ankam bemalte er etliche Wände und bekam eine Anstellung bei einer Seidendruckerei in Bourgoin.
Er verzehrte sich vor Heimweh nach seiner Familie und den Vogesen und sehnte sich nach dem herrlichen Ausblick von den Bergen bei Sonnenauf- und Untergang. Der Ruf der Berge war stärker als die Sicherheit und Stabilität, die ihm seine bevorrechtete Anstellung bot. Sobald daher der Krieg zu Ende war, kehrte er nach Krüth zurück, wo seine Familie bittere Not litt. Die Firma Gros-Roman stellte den nun zwanzigjährigen gestandenen Künstler wieder ein.
Für die Familie war seine Rückkehr ein regelrechter Segen. Auch der Dorfpriester freute sich, dass Adolphe wieder zurückgekommen war. Als Jugendlicher hatte Adolphe dem Priester als Ministrant geholfen. Jetzt bat der Priester ihn, für die Kirche die Buchhaltung zu machen. Er zählte Spenden und führte mit aller Sorgfalt Buch über die Gelder für Hochzeiten und Begräbnisse. Eines Tages, als Adolphe mit dem Zählen und Stapeln der letzten Münzen fast fertig war, kam der Priester dazu. Mit seinem langen Gewand formte er ein Säckel und schob alle Münzen hinein. „Dieser Kleinkram zählt nicht”, sagte er. Adolphe griff nach dem Gewand des Priesters, und die Münzen flogen in alle Himmelsrichtungen. Dann packte er den Priester am Arm und schickte ihn mit der Bemerkung hinaus: „Ich werde den genauen Betrag ermitteln, weil es meine Arbeit ist. Aber ich weigere mich, noch weiter für einen unehrlichen Mann zu arbeiten!“
Einige Jahre später wurde Adolphe, der während der Deportation Französisch gelernt hatte, künstlerischer Berater. (In jener Zeit sprach die Oberschicht Französisch, um sich kulturell und intellektuell von der Unterschicht abzuheben.) Adolphe gab sein ganzes Gehalt der Mutter. Manchmal begleitete er seine Schwester, die gern Tanzen ging. Dann saß Adolphe allein und wartete auf sie. An einem Nachbartisch saß eine bezaubernde junge Dame namens Emma, die ebenfalls als Anstandsdame ihre Schwester Eugenie begleitete. Emma und Adolphe begannen sich zu unterhalten und stellten fest, dass sie sich in Vielem ähnelten, besonders was ihre Zukunftsansichten betraf. Beide waren tief gläubig.