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Grußwort Einweihung Denkmal KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Grußwort von Max Liebster anlässlich der Enthüllung eines
Denkmals für Jehovas Zeugen 1940 – 1945 auf dem Gelände
der KZ-Gedenkstätte Neuengamme am 23. April 2006

Als ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Neuengamme erachte ich es als ein Vorrecht Sie zu begrüßen.

Natürlich wäre es mir viel lieber gewesen, dies persönlich tun zu können, aber als 91 jähriger war mir die Zureise von Südfrankreich zu anstrengend.

Ich bedanke mich bei der Leitung der Gedenkstätte, Herrn Dr. Garbe, der Stadt Hamburg und der Amicale International KZ Neuengamme, die der Errichtung zugestimmt haben und ganz besonders bei allen freiwilligen Helfern und Unterstützern sowie der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas, dem Leiter des Geschichtsarchivs, Herrn Wrobel, die dazu beigetragen haben, dass dieser Gedenkstein nun heute enthüllt wird.

Ich kam im Jahre 1941 mit einer Gruppe jüdischer Häftlinge von Sachsenhausen nach Neuengamme. Bei unserer Ankunft brüllte der Lagerkommandant: „ Steckt sie zu den Bibelforschern, sie haben den gleichen Gott.“

Es war eine blitzblanke Baracke und in diesem Strafblock fand ich die sogenannten „Bibelforscher“, die Zeugen Jehovas. Sie zeigten eine große Geschlossenheit. Auf Grund ihrer Glaubenstreue und kompromisslosen Haltung wurden sie gehasst, verfolgt und vielen Drangsalen ausgesetzt. Aus Gewissensgründen zeigten sie ein standhaftes Verhalten, in dem sie zu Rüstungszwecken dienenden Arbeiten konsequent verweigerten.

Hin und Her gerüttelt in diesem Meer der Ungeheuerlichkeiten rangen sie täglich darum Gottes Richtlinien zu befolgen und Nächstenliebe zu bewahren und menschliche Ethik zu verteidigen. Trotz schwerer Drohungen teilten Sie ihre Bibelkenntnisse und Hoffnungen.

Ihre Überzeugungskraft stützte mein verzweifeltes Herz. Sie wurden ein Hoffnungsstrahl auf meinem weiteren Leidensweg durch Auschwitz, Buna und Buchenwald.

Dieser Millionenmord darf nicht vergessen werden und dazu gehört die Geschichte der Bibelforscher, der Zeugen Jehovas. Diese Geschichte zeigt deutlich, dass Hass durch Liebe besiegt werden kann.

Mögen andere Mut fassen in der Gewissheit, dass Hoffnung die Verzweiflung besiegen kann.